Magnetschwebebahnen in Deutschland – Ein Comeback?

Veröffentlicht: 14:20, 13. Dez. 2023 (CET)
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Sengenthal (Bayern), 13.12.2023 – Knapp 12 Jahre nach dem Ende des Transrapid-Versuchsbetriebs im Emsland scheint erneutes Interesse an Magnetschwebebahn-Strecken in Deutschland vorhanden zu sein. Im Abstand weniger Wochen wurden in Berlin, Hamburg und Nürnberg Pläne bekannt, das Transport System Bögl (kurz TSB) der bayerischen Firmengruppe Max Bögl auf Versuchsstrecken einzusetzen. Im Gegensatz zum Transrapid, dessen Trassen unter anderem von Max Bögl errichtet wurden, ist das TSB aber nicht für den Hochgeschwindigkeitsverkehr mit bis zu 550 km/h ausgelegt, sondern soll im Nahverkehr mit etwa 150 km/h eingesetzt werden. Weitere Unterschiede bestehen im Einsatz eines Kurzstator-Linearmotors, der zudem nicht im Fahrweg (wie beim Transrapid), sondern im Fahrzeug selbst verbaut ist. Beide Systeme können allerdings fahrerlos betrieben werden.

Seit 2010 wird die Technologie entwickelt und seit 2016 bzw. 2020 auch auf Teststrecken im oberpfälzischen Sengenthal und in Chengdu in der Volksrepublik China mit einem Prototypen und mittlerweile auch einem Serienfahrzeug sowie einer Variante zum Transport von Containern erprobt. 2020 wurde schließlich durch das Eisenbahn-Bundesamt (EBA) die Zulassungsfähigkeit großer Teile des Systems bestätigt. Seitdem haben mehrere deutsche Städte und Gemeinden Interesse an einer TSB-Strecke bekundet, zuletzt Hamburg, Berlin und Nürnberg. In Hamburg könnte das TSB zur Fußball-Europameisterschaft 2024 das Volksparkstadion mit der S-Bahn-Station Stellingen verbinden. Doch seit der Bekanntgabe der Pläne im Oktober dieses Jahres wurden keine weiteren Informationen veröffentlicht, und eine Fertigstellung pünktlich zum Beginn des Turniers erscheint unwahrscheinlich.

Das Serienfahrzeug des TSB auf der Teststrecke in Sengenthal

In Berlin wurde seit dem 23. November, als der CDU-Fraktionsvorsitzende im Abgeordnetenhaus, Dirk Stettner, den Bau einer TSB-Pilotstrecke in der Stadt vorschlug, sowohl vom Koalitionspartner SPD als auch von Verbänden wie dem Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) Kritik geübt. Eine Einigung innerhalb der Regierung habe nicht stattgefunden, und das Klimaschutz-Sondervermögen des Senats, aus dem die fünf bis sieben Kilometer lange Strecke finanziert werden soll, diene, so der Berliner Landesgeschäftsführer des BUND, nicht der Finanzierung „absurder Projekte“. Auch, ob die Strecke von der Innenstadt nach Spandau, vom Hauptbahnhof über das Virchow-Klinikum nach Tegel oder einmal um das Tempelhofer Feld herum führen soll, ist noch nicht geklärt.

Der jüngste Vorschlag für eine TSB-Strecke kam Anfang Dezember vom bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder, der in der ersten Regierungserklärung der neuen Legislaturperiode äußerte, man wolle in Nürnberg „eine Magnetschwebebahn untersuchen“. Auch hier ist noch wenig über die Strecke zwischen Universität, Klinikum und Messe bekanntgegeben geworden.

Mit einer Sektion des Transrapid 07 wurde am Münchner Flughafen für das Projekt geworben.

Auch in München, das 2008 nach langem Hin und Her die Transrapid-Strecke vom Hauptbahnhof zum Flughafen „Franz Josef Strauß“ gekippt hatte, wurde der Bau einer TSB-Strecke bereits 2020 im Rahmen einer Machbarkeitsstudie des Bundesverkehrsministeriums für die Technologie untersucht. Nach der Absage für die letzte ernsthaft ins Auge gefasste Strecke hatte der Bund Ende 2011 die Unterstützung für die Transrapid-Versuchsanlage Emsland und damit mehr als 40 Jahre Entwicklung der Magnetschwebebahn beendet. Dies könnte auch dem TSB drohen: Noch hat das EBA nicht die endgültige Zulassung erteilt, und in keiner der vorgeschlagenen Städte gingen die Planungen bisher über die Idee hinaus. Die Vorteile sind ähnlich wie die des Transrapid-Systems: Die Magnetbahn soll zuverlässig schnell, geräuscharm und günstig im Bau sein. Doch ob die Technologie dies in Konkurrenz mit S-, U- und Straßenbahn tatsächlich einlösen kann, wird sich zeigen.


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