Oslo: Hinterbliebener Kurde schleudert Schuh auf Breivik

Veröffentlicht: 13:22, 12. Mai 2012 (CEST)
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Oslo (Norwegen), 12.05.2012 – Am Freitag wurde nach dem Attentäter Anders Behring Breivik während der Verhandlung vom Bruder eines Getöteten ein Schuh geworfen. Der Schuhwerfer, ein Kurde, der aus dem Irak angereist war, um dem Prozess beizuwohnen, rief mehrmals: „Du Mörder, fahr zur Hölle!“ Der Schuh verfehlte sein Ziel und traf eine Verteidigerin von Breivik.

Dem Angeklagten wird in dem Prozess vorgeworfen, zunächst in Oslo durch eine Autobombe acht Menschen ermordet und danach auf der Insel Utøya 69 weitere, zumeist junge Leute erschossen zu haben. Auf der Insel fand damals ein Sommerlager der norwegischen Arbeiterpartei statt.

Sicherheitsleute führten den 20-jährigen Iraker Mustafa Kassim nach dem Schuhwurf aus dem Saal. Kassim selbst zu dem Vorfall: „Ich zog meinen Schuh aus, rief dem Mörder was zu, bekam Augenkontakt und warf den Schuh. Er hat mein Leben und das meiner Familie ruiniert.“ Und weiter: „Ich bin vom Irak nach Norwegen gereist, um im Gericht zu sein. Das war ein enormer Eindruck für mich.“ Die Verhandlung wurde nach dem Zwischenfall für einige Minuten unterbrochen. Einige Zuschauer applaudierten, andere begannen zu weinen. Polizeichef Rune Björsvik sah den Angriff als eine spontane emotionale Reaktion, von dem kein Sicherheitsrisiko ausgegangen sei. Breivik selbst nach der Verhandlungsunterbrechung: „Wenn jemand etwas auf mich werfen will, kann er das tun, wenn ich hereinkomme oder herausgehe.“

Vor allem in arabischen Ländern gilt das Werfen eines Schuhs als Ausdruck tiefster Verachtung.

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