Nach Amoklauf von Winnenden: Intellektuelle rufen Aktion „Keine Mordwaffen als Sportwaffen!“ ins Leben

Veröffentlicht: 10:46, 18. Mär. 2009 (CET)
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Deutschland, 18.03.2009 – Nach dem Amoklauf von Winnenden in der vergangenen Woche haben am Freitag, dem 13. März, Autoren und Liedermacher wie Hubertus Knabe, Ines Geipel, Gerhard Schöne und Stephan Krawczyk die Aktion „Keine Mordwaffen als Sportwaffen!“ ins Leben gerufen. Sie haben damit Eltern und Schüler in ganz Deutschland dazu aufgerufen, den Schulbesuch zu verweigern.

Unter anderem kritisiert die Gruppe, dass die Politiker innerhalb der letzten sieben Jahre nach dem Amoklauf am Erfurter Gutenberg-Gymnasium nicht stark genug auf den Vorfall reagiert hätten. Der Besitz von tötungsfähigen Waffen für den Schießsport solle unterbunden werden, fordert die Gruppe mit ihrem Protest. Zwar sei damals das Alter für den Waffenbesitz hoch gesetzt worden und eine Verordnung zur sicheren Aufbewahrung von Schusswaffen beschlossen worden, was es sicherlich schwerer gemacht habe, zum Mörder zu werden. Dennoch hätten diese Maßnahmen nicht ausgereicht. Der Schulboykott solle solange fortgesetzt werden, bis es ein Gesetz zum Verbot von tödlichen Sportwaffen gebe.

Der sächsische Kultusminister Roland Wöller kritisierte den Aufruf der Gruppe. Gegenüber MDR 1 Radio Sachsen sagte er, es bestehe Schulpflicht. Wer seine Kinder zu Hause lasse, begehe eine Ordnungswidrigkeit. Es könne keine absolute Sicherheit geben. Ähnlich äußerte sich auch SPD-Innenexperte Sebastian Edathy. Bei MDR INFO bewertete er die Waffengesetze als gut. Er zweifelte die Verhältnismäßigkeit der Maßnahmen an. Er halte es für überzogen, wenn das gesamte Schützenwesen in Deutschland verboten werde.

Mehrere Politiker von CDU und CSU hatten sich in den vergangenen Woche ebenfalls gegen schärfere Waffengesetze ausgesprochen, darunter auch Innenminister Wolfgang Schäuble. Für ihn sei nicht erkennbar, dass eine „wie auch immer geartete Änderung des Waffenrechts“ den Amoklauf in Winnenden hätte verhindern können, äußerte er sich. Auch Dieter Wiefelspütz, innenpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, sprach sich gegen ein generelles Waffenverbot für Privatleute aus: Deutschland sei angesichts von elf Millionen Schusswaffen in Privatbesitz „nicht reif“ für ein solches Verbot.

Roman Grafe, Autor und Filmemacher, der sich mit seinen Kindern ebenfalls an der Aktion beteiligt, sieht dagegen eine gute Chance für die Aktion, da es in seinen Augen „kein vernünftiges Argument gibt, das dagegen spricht“.

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Quellen