Fischfangquoten in der Europäischen Union: Weniger Seelachs und Kabeljau, mehr Hering und Scholle

Veröffentlicht: 18:59, 15. Dez. 2010 (CET)
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Brüssel (Belgien), 15.12.2010 – Nach einer 17-stündigen Nachtsitzung einigten sich die für den Fischfang zuständigen Vertreter der Europäischen Union am Mittwochmorgen auf neue Fischfangquoten in Nordsee und Nordostatlantik. Diese sehen neue Höchstmengen für die wichtigsten Speisefischarten in den europäischen Fischgründen vor. Beim Kabeljau wurden die Fangquoten deutlich heruntergesetzt: um durchschnittlich 20 Prozent. Beim Seelachs beträgt die Reduzierung 13 Prozent. Im Gegenzug dürfen bis zu 22 Prozent mehr Heringe und 15 Prozent mehr Schollen aus dem Meer geholt werden.

Lebensraum des Atlantischen Herings

Bezugspunkt der getroffenen Festlegungen sind nach Aussagen der Europäischen Kommission die Empfehlungen des Internationalen Rates für Meeresforschung (ICES), wobei sich die EU-Kommission für eine stärkere Reduzierung der Fangquoten eingesetzt hatte als die zuständigen EU-Minister.

Das Von-Thünen-Institut für Seefischerei in Hamburg begrüßte die Neuregelung, während die Nordseefischer schwierigere Zeiten auf sich zukommen sehen. Ein Sprecher der Erzeugergemeinschaft der Hochsee- und Kutterfischer in Cuxhaven rechnet mit vier Millionen Euro weniger Umsatz für die deutschen Nordseefischer. Ersten Berechnungen zufolge geht der Staatssekretär im Bundesagrarministerium, Robert Kloos, von einer Fangmenge von 2.900 Tonnen Kabeljau und 10.000 Tonnen Seelachs im kommenden Jahr aus.

Seit fünf Jahren wurden die Fangquoten der wichtigsten Speisefische immer wieder gesenkt. Hintergrund ist die systematische Überfischung der vorhandenen Bestände. In den europäischen Gewässern gelten 90 Prozent der Bestände als überfischt.

Greenpeace forderte in diesem Zusammenhang eine Einbeziehung der Größe der nationalen Fangflotten in die Fischereipolitik. Mindestens die Hälfte der europäischen Fangflotten müssten demzufolge wegen Überkapazitäten stillgelegt werden. Thilo Maack, Meeresbiologe von Greenpeace, erklärte: „Der Teufelskreis aus zu großen Fangflotten, absurden Subventionen und fehlendem politischen Willen hat zur maßlosen Überfischung der europäischen Meere geführt.“

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Quellen