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Tefé (Brasilien), 06.05.2005 – In mehr oder minder spannenden Abenteuerfilmen verhalten sich die in südamerikanischen Flüssen vorkommenden Piranhas unersättlich und blutrünstig: Diese Raubfische nagen im Kino oder im Fernsehen selbst große Tiere oder Menschen innerhalb kürzester Zeit bis auf die Knochen ab, und das Wasser färbt sich blutrot. In Wirklichkeit sind Piranhas, zumindest wenn sie alleine unterwegs sind, weit weniger mutig und offensiv, als man bisher glaubte.

Piranha

Zu dieser Erkenntnis gelangte eine Verhaltensstudie der Wissenschaftler Helder Queiroz vom Mamirauá-Institut für nachhaltige Entwicklung im brasilianischen Tefé und Anne Magurran von der Universität in St. Andrews.

Die beiden Fischforscher unternahmen Experimente mit in Aquarien gehaltenen Roten Piranhas (Pygocentrus nattereri) und beobachteten deren Reaktion. Wenn Piranhas einzeln oder paarweise von der restlichen Gruppe getrennt wurden, erhöhten sich sofort die Fluchtbereitschaft und Atemfrequenz der isolierten Raubfische. Das ließen verstärkte Bewegungen der Kiemendeckel erkennen, die als deutliches Anzeichen für Stress gelten. Wenn sich mehr Piranhas dazu gesellten, wurde die Atmung merklich ruhiger.

Noch wesentlich ausgeprägter war diese Reaktion bei einem simulierten Angriff eines Fischjägers wie des Kormorans. In diesem Fall zeigten sowohl die Schwarmfische als auch die einzeln gehaltenen Exemplare nach der Attacke eine schnellere Atmung. Während aber die separierten Fische exzessiv schnell atmeten und sich auch in der Folgezeit nur langsam beruhigten, kehrten die Schwarmtiere relativ rasch wieder zu einer ausgeglichenen Art der Sauerstoffaufnahme zurück.

Die Forscher Queiroz und Magurran vermuten, dass die Gruppenbildung der Piranhas weniger mit Jagdstrategien als mit erhöhten Sicherheitsbedürfnissen zusammenhängt. Das ist ein Verhalten, das auch zahlreiche andere Fische oder Vögel zeigen. Nach neueren Studien zu schließen, praktizieren Piranhas keine gruppendynamischen Jagdstrategien. Das Auftreten im Schwarm reduziert für Piranhas das Risiko, selbst gefressen zu werden. Ein Feind der Piranhas kann sich schlecht auf ein einzelnes Opfer konzentrieren, wenn sich dieses in einem aktiven Schwarm bewegt. Die gefürchteten Piranhas haben viele Feinde – unter anderem Flussdelfine, Kaimane, Wasservögel und sogar Menschen, weil Piranhafleisch sehr gut schmeckt.

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Quellen