Einer der letzten Gerichtsprozesse um Auschwitz

Veröffentlicht: 11:00, 22. Apr. 2015 (CEST)
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Lüneburg (Deutschland), 21.04.2015 – Gestern vormittag begann in Lüneburg einer der letzten großen Prozesse um das Konzentrationslager Auschwitz. Angeklagt ist der inzwischen 93 Jahre alte Oskar Gröning, ehemaliger Freiwillige der Waffen-SS. Er legte gleich zu Beginn ein umfassendes Geständnis ab. Die Anklage lautet auf Beihilfe zum Mord in 300.000 Fällen. In früheren Prozessen musste eine direkte Beteiligung nachgewiesen werden, so dass ein Verfahren gegen ihn aus Mangel an Beweisen im Jahre 1985 eingestellt wurde. Seit 2011 herrscht seitens der „Zentralstelle zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen“ die Rechtsauffassung vor, dass auch bei indirekter Beteiligung wie in diesem Fall eine Anklage möglich ist. Der Anklagte war in den Jahren 1942 bis 1944 Zeuge des grausigen Geschehens im Massenvernichtungslager. Er arbeitete als Buchhalter und war hauptsächlich dafür zuständig, das Geld aus dem Gepäck, das von den Häftlingen zurückgelassen wurde, einzusammeln und an die SS weiterzuleiten. Hauptanklagepunkt ist jedoch der Tod von 300.000 Juden aus Ungarn. Der Prozess wird voraussichtlich bis Ende Juli dauern.

Alliierte Luftaufnahme des Lagers Birkenau bei Auschwitz vom August 1944
Massengrab in Bergen-Belsen 1945

Bereits der erste Kriegsverbrecherprozess nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges fand in Lüneburg statt. Der damalige Prozess begann im September 1945, dauerte zwei Monate und folgte den Regularien der britischen Besatzungsmacht in Deutschland. Fünf Monate zuvor war Bergen-Belsen befreit worden, wo schätzungsweise 50.000 Häftlinge zwar überwiegend an Hunger, Kälte und Krankheiten starben, nachdem die Versorgung immer mehr gedrosselt worden war, aber dennoch die Grausamkeiten seitens der Lagerverwaltung offensichtlich waren.



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